Altenhilfe: Naturfotografien als positive Boten in der Corona Krise

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Es ist im höheren Alter bestimmt keine leichte Entscheidung, sich für ein weiteres Leben in einem Altenheim zu entscheiden. Die gewohnte Umgebung mit all seinen vertrauten Ritualen und lieben Menschen wird gegen eine neue und anfangs fremde Umgebung getauscht. Neue Strukturen und Kontakte müssen erlernt und erlebt werden. Bezüge zur Familie und zu Freunden bekommen einen anderen Rahmen.

Was passiert mit all den neu erworbenen Ritualen und neuen Bezugspersonen, wenn durch eine Pandemie wie Corona schon wieder alles auf den Kopf gestellt wird? Fremdartige Bedingungen und AHA-Regeln sind zu erlernen, wenige Angebote in Gemeinschaft finden statt, keine Ausflüge, keine Kontakte zu Angehörigen. Einsamkeit bahnt sich seinen Weg.

Wie die strengen Corona Maßnahmen in den Einrichtungen der Altenhilfe auf die Menschen gewirkt haben und noch wirken, kann ich kaum erahnen. Meine eigenen Erfahrungen mit dem Lockdown helfen dabei wenig.

Was mich selbst aufrecht gehalten hat, war mein Bezug zur Natur, die Möglichkeit, mich in ihr aufhalten zu können, zu beobachten, mich an ihrer Vielfalt zu erfreuen. Stille genießen abseits der neuen Routinen. In der Natur sah ich, dass sich das Leben im Rhythmus der Jahreszeiten ungeachtet der Pandemie weiter vollzog und sich in seiner ganzen Fülle präsentierte.

Die Forschung kennt den Begriff der Biophilie. Biophilie beschreibt, dass uns eine emotionale Verbindung mit der Natur angeboren ist, dass der Kontakt mit der Natur ein Grundbedürfnis von uns Menschen ist. Wer nun nicht in der Lage ist, in die Natur hinausgehen, kann sich Flora und Fauna in Form von Naturfotografien ins Haus holen und sich so an ihr erfreuen. Die mentale Verbindung zur Außenwelt kann befördert werden.

Einen Teil aus der Vielfalt der Natur haben wir in die Flure eines Altenheimes in Form von kleinen Bildgeschichten noch vor der Pandemie geholt:

Einem Schmetterling oder Rotkehlchen ins Auge schauen. Vielleicht steigt in uns eine Erinnerung an einen Tag auf, an dem  wir dem Gesang des Rotkehlchens gelauscht haben. Wir sehen innerlich, wie sich sein Schnabel geöffnet und sein Brustkorb gehoben hat, um uns mit seiner facettenreichen  Melodie zu erfreuen Das Rotkehlchen, oder auch andere Vögel, haben uns zum Schmunzeln und Staunen gebracht hat, Freude bereitet.

Vielleicht bewundern wir die Fülle und Schönheit der Rosen. Ist unsere Lieblingsrose dabei? Einer Bewohnerin fiel sofort ein Lied ein und sie sang. Oder erinnern wir uns an einen Spaziergang im Park mit Rosenbeeten, oder hatten womöglich selber einen Garten mit Rosen? Bekamen wir einen  Rosenstrauß geschenkt oder verschenkten selbst einen Strauß?

Wir sehen und spüren den Wind, der durch Blätter und Gräser weht, bewundern Pilze, erste Frühlingsboten und vieles mehr.

Schöne Erinnerungen und Gefühle verbinden uns mit der Natur, mit dem, was da draußen ist, mit dem Leben. Das Betrachten der Naturfotografien, die Ruhe und der Genuss real existierender Naturschönheit kann uns entspannen .

Und vielleicht kommt trotz aller Beschränkungen ein Austausch mit einem anderen Menschen zustande, ein gemeinsames Verweilen für ein Mehr an Lebensfreude.

„In diesen Pandemiezeiten bin ich froh, dass wir die Flure mit den schönen Naturfotografien gestaltet haben. Jeden Morgen erfreue ich mich an den Bildern erneut und der Tag beginnt mit Frohsinn.“

Wenn wir die Natur in eine Einrichtung holen, knüpfen wir an unsere Liebe zur Natur an. Das erzeugt eine lebendige Stimmung, die die Sinne der Menschen anspricht. Mit der Natur im Haus entstehen Räume, die eine erholsame Wirkung auf uns haben. Das Bekannte und Vertraute, z.B. der Rosengarten oder die Gartenvögel, bieten eine Schutzfunktion. Dies hilft uns, mit Umgebungen zurecht zu kommen, die uns fremd sind. Ein Stück Normalität kehrt zurück. Wir sind wieder verbunden mit Erlebtem, unseren Erinnerungen, mit der äußeren Welt.

Die Natur in einer Einrichtung kann in einer Pandemie ein wertvoller Anker sein.

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